Interview zum Girls’Day 2023: Frauen in Führungspositionen bei der KSK-Immobilien
Anlässlich des heutigen Girls’Day 2023 haben wir unsere Frauen in Führungspositionen zum Interview eingeladen und hatten viele Fragen: Wie ist es als Frau in einer Führungsposition zu arbeiten? Und wie kommt man überhaupt dahin?
Frage: Wie war euer beruflicher Werdegang? Wie seid ihr zu eurer jeweiligen Position als Führungskraft bei der KSK-Immobilien gekommen?
Ina Neunkirchen: Nach dem Abi war es mir wichtig schnellstmöglich auf eigenen Beinen zu stehen und mein eigenes Geld zu verdienen. Daher habe mit einer Ausbildung zur Bankkauffrau bei der Kreissparkasse Siegburg begonnen, mich aber schon während der Ausbildung für ein berufsbegleitendes BWL-Studium entschieden. Nach Ende der Ausbildung und einjähriger Vertriebserfahrung in der Bank habe ich 2006 bei der KSK-Immobilien als Immobilienmaklerin in Sankt Augustin im Immobilienvertrieb gestartet. Während des Studiums, in dem ich auch unter anderem den Ausbilderschein gemacht habe, wurde mir klar, dass ich gerne in den Bereich Personal und Ausbildungsbetreuung einsteigen möchte. Die KSK-Immobilien fing zu dem Zeitpunkt gerade damit an, im Ausbildungsberuf Immobilienkauffrau/-mann auszubilden und so habe ich in 2008 die Chance dazu bekommen. Seit diesen Zeitpunkt kamen weitere Verantwortungsbereiche dazu und ich bin Stück für Stück in meine Führungsrolle reingewachsen. Jetzt bin ich Prokuristin und Leiterin der Bereiche Personal, Finanzen, Controlling und Risikomanagement.
Sabine Gasper: Ich wusste nach dem Abi gar nicht so richtig, was ich machen soll. Durch Zufall bin ich dann bei einer Bank gelandet. In der Ausbildung konnte ich dann in verschiedene Bereiche reinschnuppern und mir war direkt klar, dass ich mit Immobilien arbeiten möchte. Nach einem Jahr im Vertrieb der Sparkasse bin ich dann in den Immobilienvertrieb gewechselt und war mit einem Kollegen gemeinsam für den linksrheinischen Rhein-Sieg-Kreis zuständig. Dann habe ich für einige Jahre den Standort Bornheim/Alfter übernommen und nach meiner Elternzeit 10 Jahre lang den Standort Wesseling betreut. Seit Anfang 2022 bin ich jetzt Vertriebsleiterin für den Rhein-Erft-Kreis.
Melanie Köhr: Nach dem Wirtschaftsabi habe ich eine Ausbildung zur Kauffrau für audiovisuelle Medien begonnen und im Anschluss ein paar Jahre in diesem Beruf gearbeitet. Mit viel Glück durfte ich dann 2005 bei der KSK-Immobilien als Vertriebsunterstützung in Bergisch Gladbach starten. 2010 habe ich die Teamleitung für den Bereich Vertriebsunterstützung übernommen, seit 2013 betreue ich den Bereich alleinverantwortlich. Über die Jahre kamen die Bereiche Innendienst/Orga, Fotografie und die Koordination unserer Auszubildenden dazu.

Frage: Was waren die Herausforderungen in eurer ersten Zeit als Führungskraft? Wie habt ihr sie gemeistert?
Melanie: Für mich war es definitiv eine Herausforderung, dass ich aus dem Team heraus Teamleiterin geworden bin. Du bist dann von jetzt auf gleich die Vorgesetzte deiner Kolleginnen. Die KSK-I hat mich in dieser Zeit sehr unterstützt und ist mir mit viel Verständnis entgegengekommen, so dass ich in meine neue Rolle reinwachsen konnte.
Sabine: Bei mir war es ähnlich wie bei Melanie. Du hast plötzlich eine andere Position. Besonders mit den Kollegen und Kolleginnen, mit denen ich eng zusammengearbeitet habe, war es eine Umgewöhnung, diesen Übergang hinzubekommen. Da hat mir die Weiterbildung im Rahmen der Entwicklungsakademie für Führungskräfte der Kreissparkasse Köln sehr weitergeholfen. Während meiner neuen Rolle als Vertriebsleiterin wurde ich dort ein Jahr lang geschult.
Ina: Womit ich zu Beginn zu kämpfen hatte, war eine sehr junge Führungskraft zu sein. Als Personalleiterin mit Mitte 20 hatte ich das Gefühl, nicht immer ernst genommen zu werden. Rückblickend denke ich aber, dass dies vielleicht auch nur meine persönliche Wahrnehmung war, da ich die Spiegelung tatsächlich nie von anderen bekommen habe. Vielleicht war ich in so jungen Jahren auch einfach unerfahren und unsicher in meiner Rolle. Ich habe mich ständig hinterfragt, sodass bei mir das Gefühl entstanden ist, dass auch andere mich hinterfragen und nicht ernst nehmen.
Frage: Was war denn ein besonders schönes Erlebnis, das ihr in eurer Rolle als Führungskraft hattet?
Sabine: Mich hat sehr gefreut, dass ich so viele Stimmen bei unserer Wahl zum ersten Betriebsrat bekommen habe. Das hat mir gezeigt, dass man mich als Person wahrnimmt und mir vertraut. Und dass ich nicht nur „eine von denen da oben“ bin, sondern auch als eine Kollegin gesehen werde.
Ina: Mein schönstes Erlebnis war mit einer Mitarbeiterin, die mir anfangs sehr kritisch gegenüberstand und mich als Führungskraft nicht so recht akzeptieren wollte. Das hat sie sehr offen und direkt kommuniziert. Mit dieser Haltung und diesem Feedback umzugehen war anfangs eine sehr große Herausforderung. Als nach einigen Jahren der Zusammenarbeit genau diese Mitarbeiterin mir dann gesagt hat, dass ich eine Vorbildfunktion für sie habe, hat mich das total gefreut und mir gezeigt, wie gut wir zusammengewachsen sind.
Melanie: Für mich ist es eine besondere Wertschätzung, wenn mir meine Mitarbeitenden vertrauen. Während der Coronapandemie hatte eine meiner Mitarbeiterinnen eine sehr herausfordernde Situation und ich konnte ihr durch Gespräche helfen. Vertrauen und Menschlichkeit sind im Team unfassbar wichtig.
Frage: Wie haben eure männlichen Kollegen auf eure neuen Rollen als Führungskräfte im Unternehmen reagiert?
Ina: Eigentlich gab es keine besonderen Reaktionen, die mir im Kopf geblieben sind. Dadurch, dass ich die Führung des Personalbereiches hatte und habe, die klassischerweise oft und in vielen Unternehmen eher weiblich besetzt ist und zu dem Zeitpunkt alle anderen Führungspositionen der KSK-Immobilien männlich besetzt waren, was im Immobilienvertrieb auch leider klassisch ist, war ich ein bisschen außen vor. Meine Rolle und meine Aufgaben waren nicht vergleichbar mit denen der anderen Führungskräfte, so dass dann auch keine Art von z.B. Konkurrenzkampf entstehen konnte.
Sabine: Bei mir ist das natürlich anders als bei Ina, da ich als Vertriebsleiterin arbeite. Da hatte ich bei manchen Kollegen den Eindruck, dass sie sehr überrascht waren, dass ich für die Position ausgewählt wurde. Das hat aber nichts damit zu tun, dass ich eine Frau bin, sondern eher, dass man die Entscheidung generell so nicht erwartet wurde.
Ina: Ich freue mich einfach sehr, dass wir mit Sabine jetzt eine Frau in einer Vertriebsposition haben, denn wie gesagt ist Vertrieb und vielleicht im Speziellen in der Immobilienbranche immer noch eine klassische Männerdomäne.
Frage: Was würdet ihr gerne Mädchen und Frauen, die Interesse haben als Führungskraft zu arbeiten, als Botschaft mitgeben?
Ina: Habt den Mut, zu äußern, dass ihr das machen wollt und dieses Ziel habt. Eine Führungsposition ist immer ein Entwicklungsprozess, da muss niemand von Anfang an perfekt sein. Generell ist es noch immer ein Frauenproblem sich unter Wert zu verkaufen und sich Dinge nicht zuzutrauen. Ich würde mir wünschen, dass mehr Mädchen und Frauen offener sagen „Ich kann das und ich will das“.
Sabine: Ein gesundes Selbstbewusstsein ist immer gut. Bei Männern ist das viel stärker vorhanden, die sind einfach mehr von sich überzeugt, das sollten wir Frauen genauso sein.
Frage: Melanie, wie schaffst du es, der Verantwortung für so viele Menschen in deinem Team gerecht zu werden? Was sind dabei die speziellen Herausforderungen?
Melanie: Mir ist es sehr wichtig, all meinen Mitarbeitenden auf Augenhöhe zu begegnen. Zum einen ist die große Altersspanne im Team oftmals eine Herausforderung. Unsere Azubis sind 17/18 Jahre alt, in meinem Team sind aber auch Kolleginnen mit über 60 Jahren. Zum anderen führe ich den Großteil meines Teams auf Distanz, umso wichtiger ist es, den Kontakt zu meinen Mitarbeitenden nicht zu verlieren. Ich habe aber das Gefühl, dass mir das gut gelingt.
Frage: Und wie sorgst du dafür, dass du neben deiner verantwortungsvollen Rolle genügend Freizeitausgleich hast?
Melanie: Ich muss mir bewusst Auszeiten nehmen, ohne Laptop und ohne Firmenhandy. Das funktioniert aber nur, weil ich eine super Assistentin habe, auf die ich mich 100%ig verlassen kann und die mir den Rücken freihält.
Frage: Wie schafft ihr es, Familie und Job miteinander zu vereinbaren? Ist diese Balance schwieriger geworden, seit ihr Führungskraft seid?
Ina: Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie klappt bei mir nur, weil mein Mann und ich uns Kinderbetreuung und Haushalt gleichwertig teilen. Ich war drei Monate nach der Geburt meiner Tochter wieder im Job und mein Mann und ich haben die Elternzeit zu gleichen Teilen aufgeteilt. Ich bin ihm natürlich dankbar dafür, finde es aber gleichzeitig selbstverständlich.
Sabine: Der familiäre Rückhalt ist bei mir ebenfalls extrem wichtig. Ich hatte immer einen Partner und eine Familie an meiner Seite, die mich unterstützt haben. Als Vertriebsleiterin hat sich da aber schon einiges für mich verändert. In meiner Tätigkeit als Immobilienberaterin war ich zeitlich sehr flexibel, das ist jetzt nicht mehr so. Das ist eine ganz schöne Umstellung gewesen und ist es auch immer noch.
Melanie: Die Unterstützung von zu Hause ist immens wichtig. Außerdem ist da jemand wichtig, der es mit dem eigenen Ego vereinbaren kann, dass die Partnerin beruflich so erfolgreich ist.
Sabine: Besser noch: Jemanden der sagt, „Cool, mach das, ich freue mich für dich und bin stolz, dass meine Partnerin so erfolgreich ist“.
Frage: Was ist euer Fazit zum Thema Frauen in Führungspositionen?
Melanie: Ich finde, es sollten viel mehr Frauen den Mut aufbringen, eine Karriere anzustreben und Kinder und Karriere zu verbinden. Wie man am Beispiel von Ina und Sabine sehen kann, funktioniert es. Der Spaß an der Aufgabe und dem Job sollte im Vordergrund stehen, nicht der Jobtitel, mir persönlich ist der egal.
Ina: Und Menschen mit einer solchen Einstellung sind genau die richtigen für den Job als Führungskraft. Man sollte keine Führungsrolle übernehmen wollen, weil es der nächste logische Schritt auf der Karriereleiter ist oder weil sich das gut auf der Visitenkarte liest, sondern weil man Spaß an der Weiterentwicklung von Menschen hat. In unserer Rolle ist man dazu oft Kummerkasten, Zuhörer und eben auch Vorbild und Wegweiser. Es muss einem wichtig zu sein, Menschen mitzunehmen und mit ihnen gemeinsam den Weg zu gehen, auch wenn es ungemütlich wird. Mein Fazit ist, dass Mädchen und Frauen mehr Vorbilder brauchen, das hat mir im Speziellen damals komplett gefehlt. Daher brauchen wir mehr Frauen in Führungspositionen.
Sabine: Daher sind auch dieses Interview und so Aktionen wie der Girls’Day 2023 so schön und so wichtig.
Vielen Dank an Ina, Melanie und Sabine für das Interview.
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